Das Handwerk hat in unserer Gesellschaft keinen leichten
Stand. Steigende Akademikerquoten, Partnerbörse, die sich auf „Akademiker und
Singles mit Niveau“ konzentrieren (dabei stellt sich die Frage, ob Akademiker
und Singles mit Niveau zwei getrennte Gruppen sind)… In vielen Bereichen wird
verkannt, welche Chancen und Potenziale in einer Ausbildung im Handwerk
stecken. Denn, und das steht für jeden, der sich mit Berufen ernsthaft befasst,
außer Frage: Handwerksberufe, vor allem im technischen Bereich, können sehr
gute Berufs- und Lebensperspektiven bieten.
Was macht also die Vertretung der deutschen
Handwerkerschaft? Jawohl, sie überarbeitet Berufsbilder (meist zu Recht) und
versucht sie zielgruppengerecht zu kommunizieren (genau da beginnt dann das
Problem). So können wir über den im Jahr 2014 neu geschaffenen Beruf des
Zweirad-Mechatronikers Folgendes lesen:
„Du bekommst nicht genug von dem Film „Easy-Rider"?
Oder stehst du eher auf Mountainbikes? Als Zweirad-Mechatroniker hast du die
Wahl zwischen Motorrad- und Fahrradtechnik.“
Quelle: „Das Handwerk“ unter: http://www.handwerk.de/dein-start-im-handwerk/welcher-beruf-ist-der-richtige-fuer-mich/berufsprofil/details/zweiradmechaniker_in.html
Wow, wie modern doch das Handwerk an dieser Stelle
erscheint. Blöd nur, dass die nach 1995 geborenen Jugendlichen, die damit
angesprochen werden sollen, so gar nichts mit einem Film aus dem Jahr 1969
anfangen können. Orientierung an der Lebenswelt der Zielgruppe ist ein
sinnvolles Ziel, nur muss diese Orientierung authentisch und passend sein. Die
Pseudo-Coolness in der Ansprache bestätigt nicht nur die Vorurteile über die
Überalterung der Motorradszene, sondern ist auch ein Beleg dafür, dass man
nicht krampfhaft versuchen muss, die Lebenswelt seiner Zielgruppe zu imitieren,
wenn man als Institution etwas völlig anderes verkörpert. Ob Kammer oder
Agentur für Arbeit: Jugendliche erwarten hier in der Regel keine krampfhafte
Lockerheit, sondern leicht verständliche Information.