Donnerstag, 27. November 2014

Informationen in Echtzeit – Realsatiren aus dem Datendschungel

Die spannenden Zielgruppen sind heutzutage alle mit einer hohen Durchdringungsrate von Smartphones gesegnet und immer leistungsfähigere Datenbanksysteme (Stichwort: Big Data) liefern die Grundlage für kundenfreundliche Echtzeitinformationssysteme. Wir tracken Pakete und andere Sendungen, können den Workflow von Dienstleistern überwachen (dies beantwortet typische Fragen wie beispielsweise: „Ist die Setzerei in Indien mit dem Buchlayout inzwischen fertig?“) und erhalten zeitnahe Infos über Abweichungen unserer Planungen, damit das gut durchgetaktete Leben nicht aus dem Rhythmus kommt.
Daher passt auch der Service der Bahn in die Zeit, aktuell über Verspätungen zu informieren, die auf der gebuchten Verbindung auftreten. Soweit so gut, nur die Umsetzung ist im Einzelfalle wirklich spannend.

Die Info erhalte ich, nachdem ich mich mitten auf der Reise befinde. Ich bin also schon Teil der verspäteten Verbindung und werde es entweder selbst merken, oder wie im vorliegenden Fall einer Nachtzugverbindung auch nicht merken wollen. So oder so hilft eine Verspätungsinfo in diesem Fall nicht weiter. Der Informationsgehalt ist vergleichbar mit dem Bordcomputer eines Autos, der einen nach einem Unfall mit ausgelöstem Airbag darüber informiert, dass sich ein technisches Problem ergeben habe. Das nächste erheiternde Element der unpassenden Infomeldung ist der Informationsgehalt. Es geht um einen Verspätungsalarm und die ermittelte Abweichung ist: „Verspätung“, ohne jegliche Quantifizierung oder Begründung.

Was lernen wir daraus? Bei automatischen Infosystemen muss darauf geachtet werden, dass der Kontext berücksichtigt wird, um nicht lediglich Banalitäten zu produzieren.

Mittwoch, 5. November 2014

GDL im Dauertief: Nicht jede Forderung ist plausibel kommunizierbar

Die Lokführergewerkschaft GDL hat es Anfang November 2014 wieder einmal geschafft. Durch den Abbruch der Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn AG hat die GDL bei allen Pressemeldungen den Schwarzen Peter bekommen. Als wäre das nicht schlimm genug, hat sich die Gewerkschaft erneut auf ihr Streikrecht besonnen und lange Streiks ohne konkreten Zeitpunkt angekündigt. Damit werden weitere Sympathiepunkte, sofern sie überhaupt noch vorhanden sind, verspielt.


Besonders problematisch an diesem Beispiel ist vor allem das schwer kommunizierbare Ziel der Streiks. Die GDL pocht auf das Recht als „Gewerkschaft der Lokführer“ auch andere Berufsgruppen vertreten zu können. Hier zeigt sich wieder einmal, dass man sich gut überlegen muss, welche Forderungen tatsächlich für Außenstehende nachvollziehbar sind. Dies gilt unabhängig von der internen Sichtweise. Solche Probleme haben viele Berufsgruppen, wenn es um Detailregulierungen ihres Berufsstands geht. Wenn Universitätsprofessoren neun statt acht Wochenstunden Pflichtlehrdeputat als Dienstpflicht haben, dann führt das auch nicht zu einer Begeisterung der Betroffenen, aber man kann dieses Thema wohl kaum in der Öffentlichkeit diskutieren. Überlegen Sie sich daher gut, ob und wie Ihr Thema auch für Außenstehende verständlich wird. Der einzige positive Effekt für die GDL ist im Moment die Steigerung der Bekanntheit, aber das allein hilft bekanntlich auch nicht weiter.