Mittwoch, 10. Dezember 2014

Wie erreiche ich junge Menschen? Beim Ranschmeißen an die Zielgruppe in den Graben gehechtet

Das Handwerk hat in unserer Gesellschaft keinen leichten Stand. Steigende Akademikerquoten, Partnerbörse, die sich auf „Akademiker und Singles mit Niveau“ konzentrieren (dabei stellt sich die Frage, ob Akademiker und Singles mit Niveau zwei getrennte Gruppen sind)… In vielen Bereichen wird verkannt, welche Chancen und Potenziale in einer Ausbildung im Handwerk stecken. Denn, und das steht für jeden, der sich mit Berufen ernsthaft befasst, außer Frage: Handwerksberufe, vor allem im technischen Bereich, können sehr gute Berufs- und Lebensperspektiven bieten.

Was macht also die Vertretung der deutschen Handwerkerschaft? Jawohl, sie überarbeitet Berufsbilder (meist zu Recht) und versucht sie zielgruppengerecht zu kommunizieren (genau da beginnt dann das Problem). So können wir über den im Jahr 2014 neu geschaffenen Beruf des Zweirad-Mechatronikers Folgendes lesen:

„Du bekommst nicht genug von dem Film „Easy-Rider"? Oder stehst du eher auf Mountainbikes? Als Zweirad-Mechatroniker hast du die Wahl zwischen Motorrad- und Fahrradtechnik.“

Wow, wie modern doch das Handwerk an dieser Stelle erscheint. Blöd nur, dass die nach 1995 geborenen Jugendlichen, die damit angesprochen werden sollen, so gar nichts mit einem Film aus dem Jahr 1969 anfangen können. Orientierung an der Lebenswelt der Zielgruppe ist ein sinnvolles Ziel, nur muss diese Orientierung authentisch und passend sein. Die Pseudo-Coolness in der Ansprache bestätigt nicht nur die Vorurteile über die Überalterung der Motorradszene, sondern ist auch ein Beleg dafür, dass man nicht krampfhaft versuchen muss, die Lebenswelt seiner Zielgruppe zu imitieren, wenn man als Institution etwas völlig anderes verkörpert. Ob Kammer oder Agentur für Arbeit: Jugendliche erwarten hier in der Regel keine krampfhafte Lockerheit, sondern leicht verständliche Information.