Mittwoch, 10. Dezember 2014

Wie erreiche ich junge Menschen? Beim Ranschmeißen an die Zielgruppe in den Graben gehechtet

Das Handwerk hat in unserer Gesellschaft keinen leichten Stand. Steigende Akademikerquoten, Partnerbörse, die sich auf „Akademiker und Singles mit Niveau“ konzentrieren (dabei stellt sich die Frage, ob Akademiker und Singles mit Niveau zwei getrennte Gruppen sind)… In vielen Bereichen wird verkannt, welche Chancen und Potenziale in einer Ausbildung im Handwerk stecken. Denn, und das steht für jeden, der sich mit Berufen ernsthaft befasst, außer Frage: Handwerksberufe, vor allem im technischen Bereich, können sehr gute Berufs- und Lebensperspektiven bieten.

Was macht also die Vertretung der deutschen Handwerkerschaft? Jawohl, sie überarbeitet Berufsbilder (meist zu Recht) und versucht sie zielgruppengerecht zu kommunizieren (genau da beginnt dann das Problem). So können wir über den im Jahr 2014 neu geschaffenen Beruf des Zweirad-Mechatronikers Folgendes lesen:

„Du bekommst nicht genug von dem Film „Easy-Rider"? Oder stehst du eher auf Mountainbikes? Als Zweirad-Mechatroniker hast du die Wahl zwischen Motorrad- und Fahrradtechnik.“

Wow, wie modern doch das Handwerk an dieser Stelle erscheint. Blöd nur, dass die nach 1995 geborenen Jugendlichen, die damit angesprochen werden sollen, so gar nichts mit einem Film aus dem Jahr 1969 anfangen können. Orientierung an der Lebenswelt der Zielgruppe ist ein sinnvolles Ziel, nur muss diese Orientierung authentisch und passend sein. Die Pseudo-Coolness in der Ansprache bestätigt nicht nur die Vorurteile über die Überalterung der Motorradszene, sondern ist auch ein Beleg dafür, dass man nicht krampfhaft versuchen muss, die Lebenswelt seiner Zielgruppe zu imitieren, wenn man als Institution etwas völlig anderes verkörpert. Ob Kammer oder Agentur für Arbeit: Jugendliche erwarten hier in der Regel keine krampfhafte Lockerheit, sondern leicht verständliche Information.


Donnerstag, 27. November 2014

Informationen in Echtzeit – Realsatiren aus dem Datendschungel

Die spannenden Zielgruppen sind heutzutage alle mit einer hohen Durchdringungsrate von Smartphones gesegnet und immer leistungsfähigere Datenbanksysteme (Stichwort: Big Data) liefern die Grundlage für kundenfreundliche Echtzeitinformationssysteme. Wir tracken Pakete und andere Sendungen, können den Workflow von Dienstleistern überwachen (dies beantwortet typische Fragen wie beispielsweise: „Ist die Setzerei in Indien mit dem Buchlayout inzwischen fertig?“) und erhalten zeitnahe Infos über Abweichungen unserer Planungen, damit das gut durchgetaktete Leben nicht aus dem Rhythmus kommt.
Daher passt auch der Service der Bahn in die Zeit, aktuell über Verspätungen zu informieren, die auf der gebuchten Verbindung auftreten. Soweit so gut, nur die Umsetzung ist im Einzelfalle wirklich spannend.

Die Info erhalte ich, nachdem ich mich mitten auf der Reise befinde. Ich bin also schon Teil der verspäteten Verbindung und werde es entweder selbst merken, oder wie im vorliegenden Fall einer Nachtzugverbindung auch nicht merken wollen. So oder so hilft eine Verspätungsinfo in diesem Fall nicht weiter. Der Informationsgehalt ist vergleichbar mit dem Bordcomputer eines Autos, der einen nach einem Unfall mit ausgelöstem Airbag darüber informiert, dass sich ein technisches Problem ergeben habe. Das nächste erheiternde Element der unpassenden Infomeldung ist der Informationsgehalt. Es geht um einen Verspätungsalarm und die ermittelte Abweichung ist: „Verspätung“, ohne jegliche Quantifizierung oder Begründung.

Was lernen wir daraus? Bei automatischen Infosystemen muss darauf geachtet werden, dass der Kontext berücksichtigt wird, um nicht lediglich Banalitäten zu produzieren.

Mittwoch, 5. November 2014

GDL im Dauertief: Nicht jede Forderung ist plausibel kommunizierbar

Die Lokführergewerkschaft GDL hat es Anfang November 2014 wieder einmal geschafft. Durch den Abbruch der Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn AG hat die GDL bei allen Pressemeldungen den Schwarzen Peter bekommen. Als wäre das nicht schlimm genug, hat sich die Gewerkschaft erneut auf ihr Streikrecht besonnen und lange Streiks ohne konkreten Zeitpunkt angekündigt. Damit werden weitere Sympathiepunkte, sofern sie überhaupt noch vorhanden sind, verspielt.


Besonders problematisch an diesem Beispiel ist vor allem das schwer kommunizierbare Ziel der Streiks. Die GDL pocht auf das Recht als „Gewerkschaft der Lokführer“ auch andere Berufsgruppen vertreten zu können. Hier zeigt sich wieder einmal, dass man sich gut überlegen muss, welche Forderungen tatsächlich für Außenstehende nachvollziehbar sind. Dies gilt unabhängig von der internen Sichtweise. Solche Probleme haben viele Berufsgruppen, wenn es um Detailregulierungen ihres Berufsstands geht. Wenn Universitätsprofessoren neun statt acht Wochenstunden Pflichtlehrdeputat als Dienstpflicht haben, dann führt das auch nicht zu einer Begeisterung der Betroffenen, aber man kann dieses Thema wohl kaum in der Öffentlichkeit diskutieren. Überlegen Sie sich daher gut, ob und wie Ihr Thema auch für Außenstehende verständlich wird. Der einzige positive Effekt für die GDL ist im Moment die Steigerung der Bekanntheit, aber das allein hilft bekanntlich auch nicht weiter. 

Mittwoch, 29. Oktober 2014

„Fat Girl Costumes“ oder „Woman Plus Size Adult“: Wenn die Website-Navigation Gedanken verrät

Der US-Handelsriese Walmart hat es geschafft, mit einer E-Commerce-Aktion seine Zielgruppe zu aktivieren und zu emotionalisieren. Allerdings war das Ganze ungeplant und auch nicht positiv. Halloween-Kostüme für Übergrößen wurden zwar bei der Produktbeschreibung als „Woman Plus Size Adult“ politisch korrekt bezeichnet. Die Dateibezeichnung, die in der Navigation den Pfad der Produktgruppe beschreibt, zeigte jedoch, wie die Kostümverkäufer wirklich über ihre Zielgruppe denken. „FatGirl Costumes“ hatten die Verantwortlichen im Shopsystem hinterlegt und damit den Kundinnen ihre echte Gedankenwelt dargelegt.

Was lernen wir daraus? Auch bei den technischen Bezeichnungen lohnt es sich politisch korrekte Bezeichnungen und keine flapsigen oder despektierlichen Begriffe zu benutzen.

Quelle + Foto: http://time.com/3542693/wal-mart-apologizes-fat-girl-costumes/

 

Dienstag, 28. Oktober 2014

Was waren nochmals die wichtigsten „drei F“ der Deutschen?

Wer kennt sie nicht, die nicht gerade niveauvollen T-Shirts, auf denen die Träger der T-Shirts ihren zentralen „drei F“ des Lebens huldigen? „Fressen, Fernsehen, …“ und dann dazwischen noch ein drittes „F“, das hier nicht zitiert werden soll, zieren den stolzen Träger eines solchen Fun-T-Shirts.

Normalerweise ist Bundeskanzlerin Angela Merkel mit ihren Redebeiträgen nicht in dieser Kategorie der "drei F“ anzusiedeln. Eher etwas langweilig, aber in der Regel durchaus souverän, meistert sie die vielen Reden und Statements, die sie täglich zu absolvieren hat. Eine kuriose Berühmtheit erlangte jedoch ihre jüngste Rede beim IT-Gipfel. Ausgerechnet „drei F“ hatte sie da beschworen. „Drei F des Netzausbaus“ und dann beginnt die Aufzählung: „Frequenzen“, „Förderung“ und dann kommt sie ins Stocken. Nein, es ist nicht das dritte „F“ der obigen Aufzählung, auf das sie hinaus will. Sie rätselt im Laufe der Redepause noch, ob es „Forschung“ war, bittet den Telekom-Chef noch um Hilfe, aber erst nach einer längeren Pause kommt dann das dritte „F“: das „Festnetz“.

Neben der inhaltlichen Frage, wie man auf diese drei F kommt, bleibt die Erkenntnis, dass man auch als Profi mitunter den Faden verliert. Wenn ich rhetorisch eine Struktur aufbaue und etwas Abzählbares ankündige, muss ich die Munition in Form der Argumente hierfür schon vorbereitet haben. Bei der nahezu beliebigen Aussage, hätte Angela Merkel auch nur von „Frequenzen“ und „Förderung“ sprechen können, hätte sie nicht „drei F“ angekündigt. Angesichts der oben zitierten, sehr volkstümlichen Variante der „drei F“, wäre das vielleicht auch kein Nachteil gewesen.


Montag, 13. Oktober 2014

E-Mail-Rückruf oder der Versuch Zahnpasta in die Tube zu drücken

Wie oft schon haben Sie Worte bereut, die Sie von sich gegeben haben? Im Gespräch hofft man darauf, dass der andere das vergisst, schiebt neue Worte nach und relativiert in der vagen Hoffnung, dass die problematischen Worte verdünnt beim Empfänger keine ungewollten Reaktionen auslösen.
Was macht man aber mit Dingen, die schriftlich fixiert sind in E-Mails? Bei falsch gewählten Worten kommen Sie hier ohnehin mit weiteren Mails nicht sehr weit; dann hilft nur noch das Gespräch. Aber was unternehmen Sie bei den immer wieder auftauchenden Tippfehlern oder falsch zugeordneten Anhängen? Richtig, den E-Mail-Rückruf.

Hier ist jedoch entscheidend, ob diese wohlfeile Rückruffunktion Ihres Mailsystems überhaupt den Hauch einer Chance hat zu funktionieren. Senden Sie innerhalb des Mailsystems Ihrer Firma oder Organisation, kann es Ihnen glücken, die Mail tatsächlich zurückzurufen und damit wieder buchstäblich „die Zahnpasta in die Tube zu drücken“, wenn die Mail von den Empfängeradressen noch nicht vom Server abgerufen wurde. Mailen Sie jedoch an Nutzer außerhalb des eigenen Mailsystems erscheinen dort in einem solchen Fall drei Mails: 

Mail, z.B. mit dem Betreff „Protokoll Infoveranstaltung“
Mail mit dem Betreff „Rückruf: Protokoll Infoveranstaltung“
Mail mit dem Betreff „Protokoll Infoveranstaltung“


Das wirkt nicht ganz so überzeugend, denn erst die dritte Mail ist diejenige, die Sie eigentlich dem Empfänger übermitteln möchten.  Und der Empfänger hat keinerlei Info, was denn am Anfang schief gelaufen ist. Wenn Sie also eine echte Korrektur wünschen, dann senden Sie lieber die definitive Mail mit den Korrekturen als zweite Mail hinterher und entschuldigen sich für die erste. 

Donnerstag, 25. September 2014

Cameron-Faux-Pas: Neue Formen des "Mikro-Managements"

Der britische Premierminister David Cameron wandelt auf den Spuren des früheren US-Präsidenten George W. Bush. Während Bush im September 2000 während seiner Wahlkampftour in den fast schon legendären Fettnapf trat und einen Journalisten der New York Times als "major league asshole" bezeichnete, da er sich der offenen Mikrofone am Rednerpult nicht bewusst war, zeigte Cameron in New York noch weniger Sensibilität.
Bei einem Besuch bei New Yorks Ex-Bürgermeister und Medienunternehmer Michael Bloomberg in dessen Medienzentrale wurden die beiden Herren während ihres Gesprächs von einem Kamerateam begleitet. Cameron berichtete dabei dem Medienprofi Bloomberg von der Reaktion der britischen Königin auf das Ergebnis des schottischen Referendums. Dies ist an sich schon bemerkenswert, da es ein Verstoß gegen Recht und Konventionen  darstellt. Der Umstand, dass die Mikrofone des Kamerateams diesen Regelbruch dokumentierten  und die Videos anschließend veröffentlicht wurden, rundet das PR-Desaster ab. Noch dazu aber sagte er, dass die Queen gar nicht mehr "aufgehört habe zu schnurren" (siehe hier). Es wird spannend, wie er das nun der Katzenkönigin erklären will...
Zwei Regeln lassen sich daraus ableiten:

1. Sagen Sie in Gesprächen mit Dritten außerhalb Ihrer engen privaten Sphäre nichts, was Sie nicht auch öffentlich sagen würden.


2. Achten Sie darauf, wo Sie zumindest teilweise als öffentliche Person wahrgenommen werden, denn Mikros und Handykameras sind heute überall.

Dienstag, 2. September 2014

Das Problem der Gegenwart kann auch in der Vergangenheit liegen

Designer geben oft zu bedenken, dass sie den Geisteswissenschaften angehören und sich daher weniger um technische und administrative Abläufe kümmern. Das ist grundsätzlich nachvollziehbar, denn wir alle haben ein begrenztes Talentespektrum, auf das wir uns, um erfolgreich zu sein, fokussieren. Nur, zu den Geisteswissenschaften gehört auch der Bereich der Historie, und den scheinen bei der spanischen Modekette ZARA die Designer ausgeblendet zu haben, als sie blau-weiß-gestreifte Hemden mit einem gelben Stern auf der Brust auf den Markt gebracht hatten. An welches Thema erinnert es Sie? Nun gut, nach Protesten wurde das Produkt im August vom Markt genommen und die Designer haben hoffentlich im Bereich Geschichte wieder etwas dazu gelernt.
Quelle: http://www.spiegel.de/panorama/shirt-von-zara-mit-gelbem-stern-skandal-um-kindermode-im-kz-look-a-988325.html

Schon 2007 trat Zara in einen ebenso großen wie auch sehr ähnlichen Fettnapf:
Quelle: http://news.bbc.co.uk/2/hi/business/7002765.stm

Sonntag, 31. August 2014

Großer Aufmerksamkeitserfolg ≠ großer Imagegewinn

Es ist ein altbekanntest Muster. Eine Marke sucht Aufmerksamkeit und geht dabei den Weg, die Tabuzonen in Deutschland auszuloten. Der geplante Tabubruch führt zu einer hohen Aufmerksamkeit der Massenmedien. Die Entrüstung steigert die Bekanntheit und am Ende wird die Werbung vom Markt genommen. Neu ist beim vorliegenden Fall allenfalls der Charakter des Werbungtreibenden. Es ist eine Kampagne für die Ferienregion Schwarzwald und damit ein Auftraggeber, der eigentlich als nicht skandalumwittert gilt.
Das Motiv, von einer jungen Kreativen erstellt, wurde lediglich in der August-Ausgabe des Bordmagazins von Ryanair eingesetzt und war jedoch aufgrund der bewussten Doppeldeutigkeit schnell ein Gesprächsthema in den Medien. Nach Intervention des Werberats wurde das Motiv zurückgezogen, d.h. es wird künftig so nicht mehr eingesetzt.

Es bleiben die Fragen: Werden diejenigen, die das Motiv lustig fanden, nun in den Schwarzwald reisen? Wurde die Kernzielgruppe der Schwarzwaldreisenden durch dieses Motiv positiv bestätigt?

Quelle: August-Ausgabe Bordmagazin Ryanair

Montag, 11. August 2014

Ungewollte Transparenz: Wenn die Datenfelder sichtbar werden …

Kennen Sie das auch? Sie erstellen einen Textentwurf für einen Kollegen und haben aber noch nicht alle Informationen vorliegen. Eine beliebte Methode ist es, den Text zu erstellen und einfach einen Platzhalter einzubauen oder einen Hinweis an den Kollegen anzubringen, dass hier noch was fehlt. So geschehen auch bei einer Zeitung, als die Kerndaten für einen Artikel zur Hochschulfinanzierung noch fehlten. Der Autor ließ seine Kollegen wissen, dass die entscheidenden Fakten noch eintreffen sollten.

Nur dumm in diesem Fall, dass das Datenfeld, das hier zur redaktionsinternen Kommunikation missbraucht wurde, beim automatischen Pressespiegel der Pressemonitor-Gesellschaft (PMG) ausgewertet wird. Damit konnte jeder sehen, dass bei dieser Art der Redaktionsarbeit zuerst der Artikel und die Bewertungen erstellt werden und dann die Fakten hinzukommen. Wir leben zwar im Social Media-Zeitalter und das eine oder andere Unternehmen verordnet sich im Zuge dessen auch gerne eine neue Transparenzoffensive, dennoch gibt es Grenzen dessen, was Sie hier anstreben sollten.



Donnerstag, 7. August 2014

Die Fettnäpfe der anderen

Damit nicht der Eindruck entsteht, dass wir mit unserem Blog ausschließlich die negativen Aspekte der Kommunikation vor Augen haben, möchten wir heute einmal auf die positiven Möglichkeiten aufmerksam machen, die „die Fettnäpfe der anderen“ liefern.
Symbole kommen im Straßenverkehr reichlich zum Einsatz und sie haben stets den Zweck, komplexe Sachverhalte für Entscheidungssituationen unter Zeitdruck verständlich darzustellen. Aber was bitte soll man von dieser Ansammlung an widersprüchlichen Botschaften halten?

Das fragten sich offensichtlich auch die Werbeexperten des Thieme-Verlags und sie nutzten diese Konfusion als ein Motiv ihrer Kampagne „Die Welt ist voll von Halbwissen.“

Sonntag, 3. August 2014

Der kommunikative Absturz

Nicht immer sind die Auswirkungen unklarer Kommunikation so schön sichtbar wie im nachfolgenden Beispiel. Stellen Sie sich vor, Sie sitzen im Flugzeug und während Sie sich auf Ihr Reiseziel vorbereiten, verkündet die freundliche Stewardess direkt nach dem Start mit perfektem Lächeln: „We have some technical problems …“. Der Freund, der mir von dieser Begebenheit berichtete – als ehemaliger Bankvorstand durchaus an schlechte Nachrichten gewöhnt – räumte ein, dass in diesem Moment nicht nur die Mitreisenden etwas blasser wurden, sondern auch er sich noch tiefer in den normierten Flugzeugsitz presste und den berühmten Gürtel, in diesem Fall den Flugzeuggurt, noch etwas enger schnallte. Die Tatsache, dass er mir davon berichten konnte, lässt erahnen, dass das Ganze dann doch noch glimpflich ausging. In der Tat, das ist das Wesentliche an dieser Geschichte, die technischen Probleme erstreckten sich auf die Kaffeemaschine, weshalb keine Heißgetränke auf Kaffeebasis auf diesem Flug serviert werden konnten. Was für eine gelungene kommunikative Einleitung in diese elementare Einschränkung des Service-Levels …

Wir lernen an diesem Beispiel wieder einmal, dass eine Information inhaltlich völlig korrekt sein kann, und dennoch die Botschaft komplett fehlgeht. Der Sender muss für eine gelungene Kommunikation immer den Kontext des Empfängers im Blick behalten. 

Dienstag, 22. Juli 2014

Rankings: Falsche Daten, Bauernopfer und Systemversagen

Nicht immer liefern die in Medien und der (Fach-)Presse veröffentlichten Hitlisten der besten Arbeitgeber, Hochschulen, Sportler etc. seriöse Ergebnisse. Dies kann an der Methodik der Erhebung liegen, aber es kann auch das Ergebnis gezielter Manipulationen sein.
Die ZDF-Show „Deutschlands Beste!“ lebt davon, dass Menschen sich von Ranglisten aller Art begeistern lassen. Das Zweite Deutsche Fernsehen hat, wie wir heute wissen, die Rankings der besten Frauen und Männer bereits seit Jahren manipuliert. Für viele war die anschließende Diskussion über Folgen und Verantwortung eine Art Dejà-Vu-Erlebnis, hatte doch erst vor kurzem der ADAC mit seinen gefälschten Rankings für die Verleihung seiner Autopreise vorgeführt, wie langwierig und quälend die Aufarbeitung eines solchen Skandals ablaufen kann.
So wie der ADAC sich auf die Verfehlungen des ehemaligen Kommunikationschefs Michael Ramstetter konzentrieren wollte, hat auch das ZDF sich darum bemüht, die Wirkung des Skandals zu begrenzen. Da wird dann doch immer wieder die Frage gestellt, wer denn nun die Verantwortung für solche Fehlentwicklungen übernehmen soll. Die Lösung war das beliebte „Bauernopfer“. Während beim ADAC noch ein tatsächlich unmittelbar verantwortlicher Mitarbeiter den Weg in die Freiheit geebnet bekam, sieht das beim ZDF schon schwieriger aus. ZDF-Showchef Oliver Fuchs gibt an, dass er keine Kenntnis von den Manipulationen gehabt habe, und wurde dennoch zurückgetreten. Die vornehme Version ist der Umstand, dass er trotz fehlender Verfehlung „seinen Rücktritt anbot“, was der Intendant sofort akzeptierte. Ob das jedoch reicht, um neues Vertrauen in den öffentlich-rechtlichen Sender aufzubauen, dürfen Sie getrost bezweifeln.
Was lernen wir daraus:
1.       Wenn Ergebnisse aus Untersuchungen oder Befragungen nicht den eigenen Wünschen entsprechen, lohnt es sich die Wünsche anzupassen und nicht die Ergebnisse.

2.       Wenn eine Manipulation bekannt wird, muss  mehr passieren als ein Rücktritt, um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. 

Dienstag, 8. Juli 2014

Jetzt zugreifen: Männer zum Sonderpreis

Kurz und knapp müssen die Informationen im Bereich der Außenwerbung sein, sonst kann man nicht in der kurzen Lesezeit die wesentlichen Informationen erfassen. Gerade für die Schaufenster- und Ladengestaltung ist es daher eine besondere Herausforderung, die Informationen auf den Punkt zu bringen. Dies gelingt jedoch nicht immer eindeutig, wie das nachfolgende Beispiel eines Einzelhändlers eines kleineren Oberzentrums im ländlichen Bereich zeigt.


Wer Angst hat, dass er für einen neuen Mann zu viel ausgeben muss, scheint hier an der richtigen Adresse zu sein. Und in der Tat: Im selben Geschäft gibt es noch echte Rabatte beim Männer-Kauf. Wer bislang dachte, dass „20% auf alles, außer Tiernahrung“ das Ende des Rabattwahns markiert, wird eines besseren belehrt.


Was lernen wir daraus? Nicht unbedingt, dass Männer zur Ramschware werden, aber dass es sich durchaus lohnen kann, vor der Nutzung einer Werbung einen unbeteiligten Dritten zu befragen, ob die geplante Kommunikationsbotschaft tatsächlich ankommt.

Donnerstag, 26. Juni 2014

Die „Blurb“-Strategie von Amazon – oder: Taugen Ihre internen Mails für die Öffentlichkeit?

Eine Presseanfrage des Online-Redakteurs Florian Meyer bei Amazon scheint dort auf wenig Gegenliebe gestoßen zu sein. Die Amazon-Kollegen stimmten sich ab und einer gab dem anderen die Empfehlung „… vielleicht hast du ja einen schmallippigen Blurb“.  

Diese Empfehlung entdeckte der Journalist, als er die nichtssagenden Antwortmail von Amazon bis zum Ende durchscrollte.

Das ist einer der Klassiker der Fettnäpfe im Maildialog: Interne Mails landen durch ein großzügiges Forward des gesamten Dialogs mit allen peinlichen Kommentaren beim Ansprechpartner. Es gibt so manche Agentur, die auf diesem Weg Kunden verloren hat, wenn dieser lesen konnte, wie die Ansprechpartner seines Agenturdienstleisters wirklich über seine Sonderwünsche denken.


Quelle: https://twitter.com/Scherzinfarkt/status/481158342552068096

Donnerstag, 19. Juni 2014

Satire nicht verstanden - Negativpreis gerät selbst zur Satire

Das Referat „Gleichstellung und Lebensweisenpolitik“ des „Student_innenRats“ der Universität Leipzig hat sich die ehrenwerte Aufgabe gestellt, einen Negativpreis für negative Werbekampagnen auszuloben. Ein Kandidat, der hierbei nominiert wurde, ist der Carlsen-Verlag, da er den Titel „Singen können die alle – Handbuch für Negerfreunde“ publiziert und beworben hat. „Darstellung von rassistischen Inhalten“ lautete der Vorwurf gegenüber dem Verlag. Dort war man dann doch erstaunt, denn der Titel ist eine klar erkennbare Satire, in der der Autor, Marius Jung, sein Leben als „schwarzer Deutscher“ schildert.

Was lernen wir aus diesem PR-Fettnapf des „Student_innenRats“, der zumindest in der Branchenfachpresse des Buchhandels seinen Niederschlag fand?

1. Satire wird auch dann, wenn sie offenkundig erscheint, nicht von jedem verstanden und akademische Bildung schafft hier ebenfalls keine Sicherheit.

2. Wer über andere und deren öffentliches Wirken urteilt, muss sich bewusst sein, dass auch eine Fehleinschätzung auf der eigenen Seite vorliegen kann.


Quelle: Börsenblatt des Deutschen Buchhandels http://www.boersenblatt.net/802691/

Mittwoch, 18. Juni 2014

Offene Mikros sorgen für ungewollte Transparenz!

Dass es genug Gründe gibt, an der der Integrität des Weltfußballverbandes FIFA ab und an zu zweifeln, steht sicherlich außer Frage. So war es auch inhaltlich keine Überraschung, dass ARD-Moderator Matthias Opdenhövel nach dem 4:0-Sieg der deutschen Fußballnationalmannschaft gegen Portugal am 16.06.2014 gerne die Bestätigung gehabt hätte, dass der dreifache Torschütze Thomas Müller auch tatsächlich offiziell den Titel „Man of the Match“ verliehen bekommt. Gleichwohl sollte eigentlich zu diesem Zeitpunkt die Übertragung auf allen Kanälen und damit auch auf dem Internet-Livestream unterbrochen sein. Während das auch auf dem Standbild angekündigt war, konnte man jedoch hören: "Ist das offiziell, 'Man of the Match'? Ja, du weißt ja nie bei den schwindeligen Fifa-Flöten."

 

Was lernen wir hier von den Profis, also nicht von den Fußball-, sondern von den Kommunikationsprofis? Nicht nur, dass Fußballkommentatoren ebenfalls an der FIFA zweifeln, sondern dass auch Kommunikationsprofis manchmal daran scheitern, dass ihnen die Tücken der Technik nicht bewusst sind. Solange Mikros in der Nähe sind, sollte man stets auf seine Worte achten.

 

Bildquelle unter:http://www.spiegel.de/sport/fussball/opdenhoevel-im-ard-livestream-schwindelige-fifa-floeten-a-975630.html

Mittwoch, 28. Mai 2014

Unheimlich geheime Infos für alle

Geheimdienste tun sich mitunter schwer in Sachen Pressearbeit. Da hat man eigentlich im Verborgenen zu arbeiten, dennoch möchten eben mehr und mehr Menschen auch wissen, was da auf Kosten des Steuerzahlers so alles angestellt wird und wem die Arbeit der Geheimdienste den nutzen soll.

Dass sich mitunter auch die Kollegen anderer Regierungsstellen schwer damit tun, die richtige Linie zwischen Offenheit und Vertraulichkeit zu finden, zeigt die Panne anlässlich eines Kurzbesuchs von US-Präsident Obama bei amerikanischen Truppen in Afghanistan. Da wurde im Mai 2014 eine Gästeliste an die Medienvertreter geschickt aus der man entnehmen konnte, wer denn nun alles an bestimmten Anlässen des Kurzbesuchs teilnimmt und damit auch potenziell als Gesprächspartner zur Verfügung steht. Aufgeführt war auch der „Chief of Station“, das ist der ranghöchste Vertreter des CIA in einer Auslandsbotschaft. Blöd nur, dass dieser Job eigentlich eine Nebenfunktion ist, die man keinesfalls allen Menschen mitteilen möchte. Der Mann muss sich nun nach einer neuen Wirkungsstätte umschauen.

Merke: Auch wenn wir stolz sind auf unser Team ist nicht jede Teamfunktion gleichermaßen für einen Auftritt in der Öffentlichkeit geeignet.

Freitag, 16. Mai 2014

Voteman: Auffallend kann auch auffallend peinlich sein

Das dänische Parlament hatte die im Grund gar nicht so schlechte Idee, dem wahlmüden Volk durch eine gezielte Kommunikationskampagne so viel Aktivierungsenergie zuzuführen, dass der Unterschied zwischen Urnengang und Begräbnis auch bei der Wahlbeteiligung sichtbar wird. Heraus kam „Voteman“ ein muskelbepackter Comic-Held, der seine Wut auf Nicht-Wähler auslebt und sie wirklich aus allen Lebenslagen heraus dazu anhält, wählen zu gehen.
Ein klarer Fall für die kommunikative „Humorfalle“. Was lustig gemeint ist und fröhlich umgesetzt wird, kann am Ende dennoch Stirnrunzeln oder Verwunderung hervorrufen. Das peinliche Ergebnis zeigt dennoch Wirkung: Indirekt wird auch über die Wahl gesprochen. Allerdings in einem negativen Kontext…
Hier geht es zum Internet-Link: focus.de

Samstag, 10. Mai 2014

Die Magie der Zahlen – Ariel oder Arier?

Symbole können eine eigene Kraft entfalten. Dies kann positiv sein, wenn die Wirkung der Symbole die eigenen Aussagen unterstützt; dies kann aber auch ganz furchtbar nach hinten losgehen, wenn man ein Symbol einsetzt, ohne sich dessen bewusst zu sein und damit logischerweise auch eine Wirkung erzeugt, die man nicht gewollt hat.
So geschehen mit der Sonderedition des Waschmittels „Ariel“ aus dem Hause Procter & Gamble, die rechtzeitig zur Fußball-WM in einer Trikot-Verpackung auf den Markt kam. Das Deutschland-Trikot trug dabei die Nummer „88“. Hintergrund war der Umstand, dass in der Sonderpackung statt 83 Wascheinheiten das Pulver für fünf weitere Waschgänge enthalten war und sich damit in der Summe 88 Waschoptionen aus der Packung ergaben.

Nun kommt das Thema Nummern und Symbole. Es gibt eine Reihe von Nummern, die – je nach Zusammenhang – mit unterschiedlichem Symbolcharakter belegt sind. Hier mögen einige direkt an die „69“ denken. Die „88“ ist im deutschen Raum leider auch eine Nummer mit Symbolgehalt, da Rechtsradikale den achten Buchstaben des Alphabets als Abkürzung nehmen, um damit „HH“ als „Heil Hitler“ zu kommunizieren. Gerade Szenen, die sich am Rande des gesetzlich Zulässigen bewegen, sind sehr stark darauf angewiesen, ihre Kommunikation auf Symbole zu reduzieren, die dann wiederum für andere zum kommunikativ verminten Gelände werden. Ein Deutschlandtrikot mit „88“ spricht nun eindeutig die falsche Zielgruppe an. Der Hersteller hat die Auslieferung der Packung zwar gestoppt, dennoch ist die Meldung dazu natürlich im Umlauf und im Internet wurde sofort reagiert. Kreative Köpfe haben zudem direkt erkannt, dass durch den Tausch des „l“ mit einem „r“ auch dem Markennamen Ariel eine völlig neue Bedeutung beigemessen werden kann.

Freitag, 25. April 2014

NYPD hat alles im Griff - nur nicht das Internet

Der Fettnapf der Woche geht dieses Mal an die Polizei von New York für eine durchdachte und gut vorbereitete Imagekampagne.

Was war geschehen? Das New York Police Department (NYPD) fasste den Entschluss, das eigene Image aufzufrischen. Gesagt getan wurde via Twitter unter dem Hashtag #myNYPD dazu aufgerufen, Fotos zu posten, die Polizisten des NYPD mit Bürgern zeigen sollten. Verborgen blieb allerdings die Intention, natürlich freundliche Fotos online zu stellen.

Es kam aber ganz anders: viele Twitter-Nutzer folgten dem Aufruf und zeigten Bilder von durchgreifenden und handgreiflichen Polizisten, die alles andere als geeignet sind, das Image des NYPD zu polieren.

Wo lag der Fehler? Das NYPD hat sich nicht mit seinem wirklichen Image im Vorfeld der Kampagne beschäftigt und unterschätzt, wie unaufhaltsam Lawinen (nicht nur im Internet) sind.





Mittwoch, 23. April 2014

BILD läßt "Senioren" aus dem Bio-Bauernhof evakuieren

Es gibt Orte, deren Namen sind schon für potenzielle Neubürger wenig attraktiv. Oder wie würden Sie Ihren Freunden erklären, dass Sie in Ihrem Alter "in Altenheim" wohnen? Für unaufmerksame Journalisten ist das noch tückischer: Als in der Nacht zum Ostermontag in Neuried-Altenheim, einem kleinen Ort im Ortenaukreis (Baden-Württemberg) ein Biobauernhof und eine Glasmanufaktur brannten, lautete die dazugehörige dpa-Meldung "Brand in Altenheim". Eine leichte Aufgabe für routinierte BILD-Journalisten, die daraus einen Bericht zaubern. Titel: "Großbrand vernichtet Seniorenheim in Neuried", Inhalt: Senioren werden von tapferen Feuerwehrmännern errettet.

Schade nur: Es waren zwar in der Tat alle Feuerwehren der umliegenden Orte mit rund 120 Einsatzkräften aktiv, aber Mangels Masse eben nicht in der Seniorenrettung.

Merke: Eine Grundkenntnis der Fakten erleichtert die Kommunikation und wo die Hintergrundinformationen fehlen, ist die eigene Kreativität nicht immer die passende Lösung.