Dienstag, 2. September 2014

Das Problem der Gegenwart kann auch in der Vergangenheit liegen

Designer geben oft zu bedenken, dass sie den Geisteswissenschaften angehören und sich daher weniger um technische und administrative Abläufe kümmern. Das ist grundsätzlich nachvollziehbar, denn wir alle haben ein begrenztes Talentespektrum, auf das wir uns, um erfolgreich zu sein, fokussieren. Nur, zu den Geisteswissenschaften gehört auch der Bereich der Historie, und den scheinen bei der spanischen Modekette ZARA die Designer ausgeblendet zu haben, als sie blau-weiß-gestreifte Hemden mit einem gelben Stern auf der Brust auf den Markt gebracht hatten. An welches Thema erinnert es Sie? Nun gut, nach Protesten wurde das Produkt im August vom Markt genommen und die Designer haben hoffentlich im Bereich Geschichte wieder etwas dazu gelernt.
Quelle: http://www.spiegel.de/panorama/shirt-von-zara-mit-gelbem-stern-skandal-um-kindermode-im-kz-look-a-988325.html

Schon 2007 trat Zara in einen ebenso großen wie auch sehr ähnlichen Fettnapf:
Quelle: http://news.bbc.co.uk/2/hi/business/7002765.stm

Sonntag, 31. August 2014

Großer Aufmerksamkeitserfolg ≠ großer Imagegewinn

Es ist ein altbekanntest Muster. Eine Marke sucht Aufmerksamkeit und geht dabei den Weg, die Tabuzonen in Deutschland auszuloten. Der geplante Tabubruch führt zu einer hohen Aufmerksamkeit der Massenmedien. Die Entrüstung steigert die Bekanntheit und am Ende wird die Werbung vom Markt genommen. Neu ist beim vorliegenden Fall allenfalls der Charakter des Werbungtreibenden. Es ist eine Kampagne für die Ferienregion Schwarzwald und damit ein Auftraggeber, der eigentlich als nicht skandalumwittert gilt.
Das Motiv, von einer jungen Kreativen erstellt, wurde lediglich in der August-Ausgabe des Bordmagazins von Ryanair eingesetzt und war jedoch aufgrund der bewussten Doppeldeutigkeit schnell ein Gesprächsthema in den Medien. Nach Intervention des Werberats wurde das Motiv zurückgezogen, d.h. es wird künftig so nicht mehr eingesetzt.

Es bleiben die Fragen: Werden diejenigen, die das Motiv lustig fanden, nun in den Schwarzwald reisen? Wurde die Kernzielgruppe der Schwarzwaldreisenden durch dieses Motiv positiv bestätigt?

Quelle: August-Ausgabe Bordmagazin Ryanair

Montag, 11. August 2014

Ungewollte Transparenz: Wenn die Datenfelder sichtbar werden …

Kennen Sie das auch? Sie erstellen einen Textentwurf für einen Kollegen und haben aber noch nicht alle Informationen vorliegen. Eine beliebte Methode ist es, den Text zu erstellen und einfach einen Platzhalter einzubauen oder einen Hinweis an den Kollegen anzubringen, dass hier noch was fehlt. So geschehen auch bei einer Zeitung, als die Kerndaten für einen Artikel zur Hochschulfinanzierung noch fehlten. Der Autor ließ seine Kollegen wissen, dass die entscheidenden Fakten noch eintreffen sollten.

Nur dumm in diesem Fall, dass das Datenfeld, das hier zur redaktionsinternen Kommunikation missbraucht wurde, beim automatischen Pressespiegel der Pressemonitor-Gesellschaft (PMG) ausgewertet wird. Damit konnte jeder sehen, dass bei dieser Art der Redaktionsarbeit zuerst der Artikel und die Bewertungen erstellt werden und dann die Fakten hinzukommen. Wir leben zwar im Social Media-Zeitalter und das eine oder andere Unternehmen verordnet sich im Zuge dessen auch gerne eine neue Transparenzoffensive, dennoch gibt es Grenzen dessen, was Sie hier anstreben sollten.



Donnerstag, 7. August 2014

Die Fettnäpfe der anderen

Damit nicht der Eindruck entsteht, dass wir mit unserem Blog ausschließlich die negativen Aspekte der Kommunikation vor Augen haben, möchten wir heute einmal auf die positiven Möglichkeiten aufmerksam machen, die „die Fettnäpfe der anderen“ liefern.
Symbole kommen im Straßenverkehr reichlich zum Einsatz und sie haben stets den Zweck, komplexe Sachverhalte für Entscheidungssituationen unter Zeitdruck verständlich darzustellen. Aber was bitte soll man von dieser Ansammlung an widersprüchlichen Botschaften halten?

Das fragten sich offensichtlich auch die Werbeexperten des Thieme-Verlags und sie nutzten diese Konfusion als ein Motiv ihrer Kampagne „Die Welt ist voll von Halbwissen.“

Sonntag, 3. August 2014

Der kommunikative Absturz

Nicht immer sind die Auswirkungen unklarer Kommunikation so schön sichtbar wie im nachfolgenden Beispiel. Stellen Sie sich vor, Sie sitzen im Flugzeug und während Sie sich auf Ihr Reiseziel vorbereiten, verkündet die freundliche Stewardess direkt nach dem Start mit perfektem Lächeln: „We have some technical problems …“. Der Freund, der mir von dieser Begebenheit berichtete – als ehemaliger Bankvorstand durchaus an schlechte Nachrichten gewöhnt – räumte ein, dass in diesem Moment nicht nur die Mitreisenden etwas blasser wurden, sondern auch er sich noch tiefer in den normierten Flugzeugsitz presste und den berühmten Gürtel, in diesem Fall den Flugzeuggurt, noch etwas enger schnallte. Die Tatsache, dass er mir davon berichten konnte, lässt erahnen, dass das Ganze dann doch noch glimpflich ausging. In der Tat, das ist das Wesentliche an dieser Geschichte, die technischen Probleme erstreckten sich auf die Kaffeemaschine, weshalb keine Heißgetränke auf Kaffeebasis auf diesem Flug serviert werden konnten. Was für eine gelungene kommunikative Einleitung in diese elementare Einschränkung des Service-Levels …

Wir lernen an diesem Beispiel wieder einmal, dass eine Information inhaltlich völlig korrekt sein kann, und dennoch die Botschaft komplett fehlgeht. Der Sender muss für eine gelungene Kommunikation immer den Kontext des Empfängers im Blick behalten. 

Dienstag, 22. Juli 2014

Rankings: Falsche Daten, Bauernopfer und Systemversagen

Nicht immer liefern die in Medien und der (Fach-)Presse veröffentlichten Hitlisten der besten Arbeitgeber, Hochschulen, Sportler etc. seriöse Ergebnisse. Dies kann an der Methodik der Erhebung liegen, aber es kann auch das Ergebnis gezielter Manipulationen sein.
Die ZDF-Show „Deutschlands Beste!“ lebt davon, dass Menschen sich von Ranglisten aller Art begeistern lassen. Das Zweite Deutsche Fernsehen hat, wie wir heute wissen, die Rankings der besten Frauen und Männer bereits seit Jahren manipuliert. Für viele war die anschließende Diskussion über Folgen und Verantwortung eine Art Dejà-Vu-Erlebnis, hatte doch erst vor kurzem der ADAC mit seinen gefälschten Rankings für die Verleihung seiner Autopreise vorgeführt, wie langwierig und quälend die Aufarbeitung eines solchen Skandals ablaufen kann.
So wie der ADAC sich auf die Verfehlungen des ehemaligen Kommunikationschefs Michael Ramstetter konzentrieren wollte, hat auch das ZDF sich darum bemüht, die Wirkung des Skandals zu begrenzen. Da wird dann doch immer wieder die Frage gestellt, wer denn nun die Verantwortung für solche Fehlentwicklungen übernehmen soll. Die Lösung war das beliebte „Bauernopfer“. Während beim ADAC noch ein tatsächlich unmittelbar verantwortlicher Mitarbeiter den Weg in die Freiheit geebnet bekam, sieht das beim ZDF schon schwieriger aus. ZDF-Showchef Oliver Fuchs gibt an, dass er keine Kenntnis von den Manipulationen gehabt habe, und wurde dennoch zurückgetreten. Die vornehme Version ist der Umstand, dass er trotz fehlender Verfehlung „seinen Rücktritt anbot“, was der Intendant sofort akzeptierte. Ob das jedoch reicht, um neues Vertrauen in den öffentlich-rechtlichen Sender aufzubauen, dürfen Sie getrost bezweifeln.
Was lernen wir daraus:
1.       Wenn Ergebnisse aus Untersuchungen oder Befragungen nicht den eigenen Wünschen entsprechen, lohnt es sich die Wünsche anzupassen und nicht die Ergebnisse.

2.       Wenn eine Manipulation bekannt wird, muss  mehr passieren als ein Rücktritt, um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. 

Dienstag, 8. Juli 2014

Jetzt zugreifen: Männer zum Sonderpreis

Kurz und knapp müssen die Informationen im Bereich der Außenwerbung sein, sonst kann man nicht in der kurzen Lesezeit die wesentlichen Informationen erfassen. Gerade für die Schaufenster- und Ladengestaltung ist es daher eine besondere Herausforderung, die Informationen auf den Punkt zu bringen. Dies gelingt jedoch nicht immer eindeutig, wie das nachfolgende Beispiel eines Einzelhändlers eines kleineren Oberzentrums im ländlichen Bereich zeigt.


Wer Angst hat, dass er für einen neuen Mann zu viel ausgeben muss, scheint hier an der richtigen Adresse zu sein. Und in der Tat: Im selben Geschäft gibt es noch echte Rabatte beim Männer-Kauf. Wer bislang dachte, dass „20% auf alles, außer Tiernahrung“ das Ende des Rabattwahns markiert, wird eines besseren belehrt.


Was lernen wir daraus? Nicht unbedingt, dass Männer zur Ramschware werden, aber dass es sich durchaus lohnen kann, vor der Nutzung einer Werbung einen unbeteiligten Dritten zu befragen, ob die geplante Kommunikationsbotschaft tatsächlich ankommt.

Donnerstag, 26. Juni 2014

Die „Blurb“-Strategie von Amazon – oder: Taugen Ihre internen Mails für die Öffentlichkeit?

Eine Presseanfrage des Online-Redakteurs Florian Meyer bei Amazon scheint dort auf wenig Gegenliebe gestoßen zu sein. Die Amazon-Kollegen stimmten sich ab und einer gab dem anderen die Empfehlung „… vielleicht hast du ja einen schmallippigen Blurb“.  

Diese Empfehlung entdeckte der Journalist, als er die nichtssagenden Antwortmail von Amazon bis zum Ende durchscrollte.

Das ist einer der Klassiker der Fettnäpfe im Maildialog: Interne Mails landen durch ein großzügiges Forward des gesamten Dialogs mit allen peinlichen Kommentaren beim Ansprechpartner. Es gibt so manche Agentur, die auf diesem Weg Kunden verloren hat, wenn dieser lesen konnte, wie die Ansprechpartner seines Agenturdienstleisters wirklich über seine Sonderwünsche denken.


Quelle: https://twitter.com/Scherzinfarkt/status/481158342552068096

Donnerstag, 19. Juni 2014

Satire nicht verstanden - Negativpreis gerät selbst zur Satire

Das Referat „Gleichstellung und Lebensweisenpolitik“ des „Student_innenRats“ der Universität Leipzig hat sich die ehrenwerte Aufgabe gestellt, einen Negativpreis für negative Werbekampagnen auszuloben. Ein Kandidat, der hierbei nominiert wurde, ist der Carlsen-Verlag, da er den Titel „Singen können die alle – Handbuch für Negerfreunde“ publiziert und beworben hat. „Darstellung von rassistischen Inhalten“ lautete der Vorwurf gegenüber dem Verlag. Dort war man dann doch erstaunt, denn der Titel ist eine klar erkennbare Satire, in der der Autor, Marius Jung, sein Leben als „schwarzer Deutscher“ schildert.

Was lernen wir aus diesem PR-Fettnapf des „Student_innenRats“, der zumindest in der Branchenfachpresse des Buchhandels seinen Niederschlag fand?

1. Satire wird auch dann, wenn sie offenkundig erscheint, nicht von jedem verstanden und akademische Bildung schafft hier ebenfalls keine Sicherheit.

2. Wer über andere und deren öffentliches Wirken urteilt, muss sich bewusst sein, dass auch eine Fehleinschätzung auf der eigenen Seite vorliegen kann.


Quelle: Börsenblatt des Deutschen Buchhandels http://www.boersenblatt.net/802691/

Mittwoch, 18. Juni 2014

Offene Mikros sorgen für ungewollte Transparenz!

Dass es genug Gründe gibt, an der der Integrität des Weltfußballverbandes FIFA ab und an zu zweifeln, steht sicherlich außer Frage. So war es auch inhaltlich keine Überraschung, dass ARD-Moderator Matthias Opdenhövel nach dem 4:0-Sieg der deutschen Fußballnationalmannschaft gegen Portugal am 16.06.2014 gerne die Bestätigung gehabt hätte, dass der dreifache Torschütze Thomas Müller auch tatsächlich offiziell den Titel „Man of the Match“ verliehen bekommt. Gleichwohl sollte eigentlich zu diesem Zeitpunkt die Übertragung auf allen Kanälen und damit auch auf dem Internet-Livestream unterbrochen sein. Während das auch auf dem Standbild angekündigt war, konnte man jedoch hören: "Ist das offiziell, 'Man of the Match'? Ja, du weißt ja nie bei den schwindeligen Fifa-Flöten."

 

Was lernen wir hier von den Profis, also nicht von den Fußball-, sondern von den Kommunikationsprofis? Nicht nur, dass Fußballkommentatoren ebenfalls an der FIFA zweifeln, sondern dass auch Kommunikationsprofis manchmal daran scheitern, dass ihnen die Tücken der Technik nicht bewusst sind. Solange Mikros in der Nähe sind, sollte man stets auf seine Worte achten.

 

Bildquelle unter:http://www.spiegel.de/sport/fussball/opdenhoevel-im-ard-livestream-schwindelige-fifa-floeten-a-975630.html